Die richtige E-Commerce Software finden – In 7 Schritten zum Ziel
Die Auswahl der passenden E-Commerce Software ist keine leichte Aufgabe, wenn man bei Null starten muß. Der Teufel steckt häufig im Detail, daher braucht es viele Informationen und eine gewisse Erfahrung mit den Systemen, der Zusammensetzung des Lizenz- und Gesamtkosten sowie E-Commerce Projekten im Allgemeinen, um zu bewerten, wann welche Faktoren relevant werden und was versteckte Kostentreiber sind.
Die Evaluation der richtigen E-Commerce Software kann dabei einige Wochen in Anspruch nehmen. Der Aufwand ist aber gerechtfertigt wenn man bedenkt, das mit der richtigen Wahl der Grundstein für den späteren Erfolg oder Misserfolg gelegt wird.
Mit den folgenden 7 Schritten geben wir Ihnen eine Anleitung an die Hand, wie Sie die Auswahl zügig und strukturiert durchführen können und erklären Ihnen, worauf es in den einzelnen Schritten ankommt.
1. Grundsätzliche Rahmenbedingungen klären
Als erstes sollten Sie sich überlegen, was Ihr E-Commerce Projekt grundsätzlich definiert. Also:
- welches jährliche Budget können Sie zur Verfügung stellen?
- über welche interne Expertise verfügt Ihr Unternehmen hinsichtlich Projekten und einzelnen E-Commerce Software Lösungen?
- wieviel Zeit kann Ihre IT für den Aufbau und die spätere Pflege des Shopsystems erübrigen?
- Können weitere Mitarbeiter eingestellt werden, die sich mit dem Betrieb befassen? In welcher Fachabteilung?
- Welche Wachstumsziele verfolgt Ihr Unternehmen im E-Commerce hinsichtlich Umsatz, Kunden, Märkte in den nächsten 5-6 Jahren?
- Wieviele Produkte sollen online angeboten werden und wie komplex sind diese?
- Richten Sie sich an B2C oder B2B-Kunden? und was erwarten Ihre mindestens Kunden von Ihrem E-Commerce Auftritt?
- Bleibt es bei einem Shop oder sollen auch Marktplätze wie ebay oder real, Beschaffungsportale wie Mercateo oder andere Kanäle wie ein POS angebunden werden?
- Welches E-Commerce Modell verfolgen Sie mit dem Shop? Soll die Brand nach vorne und wollen Sie Leads? Geht es um breiten Onlinehandel über mehrere Produktkategorien und Marken hinweg (z.B. alles rund um Grills) oder um die Führung in einer Produktkategorie mit den eigenen Produkten (z.B. Sägen für den Forstbetrieb)?
Über diese Punkte sollten Sie sich unbedingt klar werden. Und eben nicht nur, um später die richtige Strategie zu fahren und ein Projekt schnell abschließen zu können. Was an sich schon löblich wäre. Sondern, weil sich daraus einige Anforderungen und Merkmale ergeben, die eine E-Commerce Software zu erfüllen hat, um eben Ihre Strategie und eine schnelle Einführung unterstützen zu können. Fehlt es eben an Ressourcen in der IT, hat niemand Erfahrung mit PHP und sind keine Stellen für 1-2 Entwickler oder einen Projektmanager mit Erfahrung inhouse realisierbar, scheiden Frameworks wie Pimcore und Stylus oder komplexe Systeme wie Magento eben aus.
2. Recherche der E-Commerce Software Lösungen
Aber woher soll man das wissen? Alles der Reihe nach. Als Nächstes gilt es erst einmal den Markt nach Lösungen zu sondieren. Tragen Sie alle Shopsysteme zusammen, die Sie bei einer Onlinerecherche finden können. Wichtig ist nur, schon jetzt an das spätere Erkenntnisinteresse zu denken und möglichst effizient vorzugehen. Was müssen Sie also wissen, was Sie bei der Recherche auch schnell in Erfahrung bringen können? Und wie Stellen Sie die Recherche-Ergebnisse zusammen?
Neben den Standards wie Unternehmensname, Website, Kontaktdaten gehören zu den relevanten Informationen, die online verfügbar sind z.B.
- welche Editionen angeboten werden (kostenlose Community, kostenpflichtige Business bzw. Enterprise),
- Open Source oder proprietäre Software
- Größe der Community
- Anzahl Erweiterungen / Module / Plugins
- Verbreitung / Anzahl Kunden
- on-demand oder ein on-premise
- Lizenz- oder Subscriptionkosten
Diese Informationen gilt es jetzt noch nicht zu bewerten, sondern nur zusammenzutragen. Der 2. Schritt der Recherche ist also reine Fleißarbeit, die Sie problemlos an Mitarbeiter delegieren können. Wichtig ist nur, dass Sie Ihrem Mitarbeiter eine Tabelle an die Hand geben, die die oben erwähnten Punkte umfasst. Diese gilt es nun stoisch auszufüllen. Hier helfen Ihnen natürlich auch unsere Übersichtsseiten zu Online-Shops im B2B und B2C bei der Orientierung und als erste Anlaufstelle:
- Kostenlose Shopsysteme – Übersicht und Nutzen
- E-Commerce Shopsysteme 2020 – was tut sich im Markt?
- B2B Onlineshop Software – die wichtigsten Systeme im Überblick
3. E-Commerce Anforderungen definieren
Während nun jemand im Netz für Sie E-Commerce Software Lösungen recherchiert, sollten Sie sich um die Definition Ihrer Anforderungen an den E-Commerce und Ihr Shopsystem kümmern. Idealerweise erstellen Sie gleich User Stories, die ganz detailliert auf den unterschiedlichsten Ebenen beschreiben, welche Erwartungen Sie an den Shop haben. Dazu gehören beispielsweise die Pflege von Produkten und Inhalten, die Darstellung der Produkte, die Strukturierung und Gestaltung des Checkouts oder Marketing-Funktionalitäten. Aber egal, für welche Methode oder Format der Anforderungserhebung Sie sich entscheiden, achten Sie darauf, nicht nur Funktionen und Fähigkeiten aufzulisten, sondern auch zu beschreiben, wie sie funktionieren sollen. Denn nicht jedes Shopsystem löst die an es gestellten Anforderungen auf dieselbe Art und Weise.
Machen Sie sich zudem Gedanken darüber, welche E-Commerce relevanten Daten – z. B. Bestandskunden, Preise, Produktstammdaten – Sie in welchem System Ihrer IT-Landschaft verwalten sollen (Preise z. B. in der Warenwirtschaft) bzw. welches System welche Daten für Ihren Webshop bereitstellen soll. Dies ist wichtig, um später entscheiden zu können, über welche Integrationsmöglichkeiten die E-Commerce Software verfügen muss (Schnittstellen, API-Aufrufe usw.)
4. Die E-Commerce Software Longlist
Nun können Sie anhand der recherchierten E-Commerce-Lösungen, der definierten Projekt-Rahmenparameter und Ihrer detaillierten Anforderungen bereits eine Longlist der prinzipiell infrage kommenden Systeme erstellen. Anbieter, die Ihrer Meinung nach zu klein oder zu groß sind oder über keine Branchenexpertise verfügen, lassen sich genauso wegstreichen wie z.B. Frameworks, wenn im Unternehmen keine Ressourcen für ein komplexeres Entwicklungsprojekt abgestellt werden können. Sind Sie im B2B unterwegs, können Sie auch die Systeme, die keinerlei B2B-Funktionalitäten bereitstellen, ignorieren.
Auf diesem Wege gelangen Sie zu einer Longlist. Unserer Erfahrung nach sollte diese aber bereits nicht mehr als 8-10 Softwarelösungen/Anbieter umfassen. Erstellen Sie jetzt auch eine Entscheidungsmatrix, in der Sie alle entscheidungsrelevanten Eigenschaften inklusive Geschäftswert/Priorität den Anbietern gegenüberstellen.
5. E-Commerce Software Anbieter anfragen
Lassen Sie sich von den E-Commerce-Software-Anbietern nun direkt informieren. Fragen Sie nach deren jeweiligen Lösungen, Editionen, Konditionen, Ihrer Entwicklungsroadmap, Ihrem Standing im Markt, Referenzen und Zielgruppen – aber auch nach Unternehmensgröße und Partnern. Sie sollten sich also gleichermaßen für die Software wie für den Anbieter interessieren, denn Sie gehen idealerweise eine mehrjährige Partnerschaft ein und der Anbieter sollte zu Ihnen passen, damit diese Partnerschaft von Bestand ist. Ergänzen Sie diese Informationen in Ihre Entscheidungsmatrix.
Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, lesen Sie auch gerne unseren Beitrag: Welcher E-Commerce Softwareanbieter passt zu Ihnen? Hier finden Sie weitere Details und wir fassen nochmals zusammen, warum ein genauer Blick auf den Anbieter so wichtig ist.
6. Shortlist relevanter Onlineshops
Nun haben Sie alle Informationen, um weitere E-Commerce Software Lösungen und Anbieter aus der Longlist auszusieben und eine Shortlist mit den 3-4 besten Kandidaten zu erstellen. Das klingt einfach, sollte es im Grunde aber nicht sein. Denn Sie müssen nun entscheiden, wie sich die Systeme hinsichtlich der von Ihnen aufgestellten Entscheidungskriterien verhalten. Um sich nicht in Detailbewertungen zu verlieren und dem Umstand etwas Raum zu lassen, dass Sie teilweise nur vage oder nicht 100 Prozent eindeutige Informationen erhalten, hat sich ein Schulnotensystem bewährt.
7. Demo
Schließlich sollten Sie sich die eingegrenzten Lösungen live anschauen, um Ihre Entscheidung durch persönliche Eindrücke zu unterfüttern. Dabei erhalten Sie einen Eindruck vom Aufbau und der Usability – Backend- wie Frontend – der jeweiligen E-Commerce Software sowie dem Leistungsspektrum und dem eventuellen Customizingaufwand. Versuchen Sie bei der Demonstration die Lösung immer auch aus der Kundenperspektive zu betrachten. Je nachdem, wie umfangreich das Projekt wird und welche Lösungen auf Ihrer Shortlist stehen, kann es sinnvoll sein, sich die Systeme gleich von potentiellen Implementierungspartnern zeigen zu lassen. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, eher praxis- und projektbezogene Fragen zu stellen und so besser abzugleichen, ob Partner und Software für Ihr Projekt wirklich infrage kommen.
Sollten Sie keine freien Ressourcen für die Suche und Auswahl der passenden E-Commerce Software haben oder sich bei der Entscheidung unsicher sein, unterstützen wir Sie gerne mit unseren Beratungsleistungen.